Verbandsgründung 1951

Nahezu zwölf Millionen Menschen mussten nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat in Mittel- und Osteuropa verlassen, unter ihnen auch viele Kinder und Jugendliche. Der Neubeginn in der Fremde fiel oft schwer. Um den Menschen, die die Erfahrung von Flucht und Vertreibung teilten, einen sozialen Ankerpunkt zu schaffen, entstanden in der Nachkriegszeit verschiedene Organisationen, auch speziell für Jugendliche. Sie wollten dazu beitragen, die Situation der Vertriebenen und Geflüchteten zu verbessern, ihre Eingliederung in die westdeutsche und europäische Gesellschaft zu erleichtern und ihre politischen Interessen zu vertreten. Als bundesdeutscher Dachverband für diese verschiedenen Gruppen und Vereinigungen gründete sich 1951 die Deutsche Jugend des Ostens (DJO).

Jubelnde DJOler_innen schwenken ihre Fahnen

Bild: Jubelnde DJO-Mitglieder schwenken ihre Fahnen

Bild: Zeltlager im Jahr 1952

Jugendarbeit in den 1950er Jahren

Von Beginn an konzentrierte sich die DJO auf eine zielgerichtete Jugendarbeit, um die vertriebenen Kinder und Jugendlichen vielfältig zu fördern. Sie organisierte Aktivitäten zur Freizeitgestaltung und Reisen, baute Jugendheime auf, organisierte Jugendtage, Kulturveranstaltungen, Ausstellungen und Vorträge, die oft die zurückgelassenen Heimatgebiete thematisierten. Damit verband die Jugendarbeit der DJO die erzieherische Arbeit mit der Pflege und Erhaltung einer herkunftsbezogenen Identität.

60er-/70er-Jahre Wandel der Aufgaben

Im Laufe der Zeit traten in die DJO immer mehr Mitglieder ein, die zwar aus vertriebenen Familien stammten, sich aber selbst aufgrund ihres Alters nicht mehr an die alte Heimat und die Flucht erinnern konnten oder die selbst schon in der Bundesrepublik oder in der DDR geboren waren. Dieser Generationenwechsel machte es notwendig, die Perspektiven und Werte der DJO neu zu verhandeln. Nicht mehr die Bewältigung von Traumata und Integration in eine neue Gesellschaft standen nunmehr im Vordergrund, sondern die Positionierung des Verbandes in einer neuen europäischen Ordnung.

Jubelnde DJOler_innen schwenken ihre Fahnen

Bild: Sportspiele des Bundesvorstands, Duisburg 1975

Jugendliche stehen auf Treppe

Bild: Europe 2000

1974 – Von der Deutschen Jugend des Ostens zur Deutschen Jugend in Europa

1974 gab sich die DJO einen neuen Namen: DJO – Deutsche Jugend in Europa. Der neue Name – und damit einhergehend ein neues Verbandsabzeichen – sollten Ausdruck eines aktualisierten Selbstverständnisses sein. Die DJO – Deutsche Jugend in Europa formulierte neue Zielvorstellungen und strukturierte die Verbandsarbeit um. Dem Verband war es zwar weiter ein Anliegen, ostdeutsches Kulturgut zu pflegen, allerdings im Rahmen eines versöhnten, freien und partnerschaftlichen Zusammenarbeitens der Völker Europas – insbesondere im Osten und Südosten.

Wendezeit

In den letzten Monaten des Bestehens der DDR wurden die Einheitsorganisationen des Staates aufgelöst und die Gründung neuer Vereine möglich. Auch die Jugend, bisher fast ausschließlich in der FDJ organisiert, konnte sich nunmehr in neuen Gruppen zusammenschließen und so ihren Interessen und Zielen Ausdruck verleihen. Zu diesen neuen Jugendorganisationen gehörte auch der Jugendbund Deutscher Regenbogen (JDR). Noch vor der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten führte der Austausch zwischen der djo – Deutsche Jugend in Europa und dem JDR zu einem Zusammenschluss der beiden Organisationen. Außerdem wurde der nun mögliche internationale Jugendaustausch zu einer zentralen Aktivität der djo – Deutsche Jugend in Europa.

Jubelnde DJOler_innen schwenken ihre Fahnen

Bild: 15. Musische Bundesspiele

djo-Sommertreffen 2018

Bild: djo-Sommertreffen 2018

„Interkulturelle Öffnung“ – die 2000er

In den 1990er Jahren wurde im Verband die Öffnung für Migrant_innen diskutiert und zuerst im bayrischen Landesverband der djo – Deutsche Jugend in Europa auch umgesetzt. Im Jahr 2000 beschloss auch der Bundesverband beim 45. Bundesjugendtag der djo – Deutsche Jugend in Europa die Aufnahme von neuen Zuwanderergruppen in den Verband. Die Erfahrungen, die die djo – Deutsche Jugend in Europa in der Jugend- und Integrationsarbeit in den Jahrzehnten seit dem Ende des zweiten Weltkrieges gesammelt hatten, sollten allen in Deutschland lebenden Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte zugutekommen.

Revanchismus & Rechte Strömungen in der DJO

Seit der Gründung der DJO gab es Kritik an dem Auftreten des Verbandes und seiner Mitglieder. Sowohl in den Erkennungsmerkmalen der Gruppen als auch in den inhaltlichen Positionen und der Sprache der DJO ließen sich rechte Traditionen erkennen. Insbesondere vor der Neuausrichtung und Umbenennung des Verbandes 1974 hatten diese Strömungen in der DJO – Deutsche Jugend in Europa Einfluss. Dieser Text widmet sich kritisch diesen Aspekten der Verbandsgeschichte.

Jubelnde DJOler_innen schwenken ihre Fahnen

Bild: DJO-Großveranstaltung

​Landesverbände und Bundesgruppen in der djo – Deutsche Jugend in Europa

Heute ist die djo – Deutsche Jugend in Europa ein Dachverband für mehrere Landes- und Bundesgruppen, die wiederum als Dachverband für weitere Vereine und Gruppen fungieren. Insgesamt hat die djo – Deutsche Jugend in Europa in Europa zwölf Landesverbände und neun Bundesgruppen, in denen sowohl im Ursprung landsmannschaftliche Jugendverbände als auch Migrant_innenjugendselbstorganisationen vertreten sind.

Eine kurze und knappe Übersicht über die djo-Geschichte erhältst du hier.