Wendezeit

Während und nach der friedlichen Revolution in der DDR in den Jahren 1989 und 1990 verlor die staatliche Jugendorganisation FDJ massiv an Mitgliedern; die Jugendlichen der DDR organisierten sich in neuen Vereinigungen, die den politischen Zielen und Vorstellung der Jugend besser Rechnung tragen sollten. Zu diesen neuen Gruppierungen zählte auch der „Jugendbund Deutscher Regenbogen“, der sich in diesen ereignisreichen Monaten ausgehend von einem kleinen Kreis von Initiator_innen zu einer in der gesamten DDR vertretenen Jugendorganisation entwickelt hatte. Das erste Grundsatzprogramm des JDR beinhaltete unter anderem ein Bekenntnis zu einer deutschen Nation, den Einsatz für Völkerverständigung und Jugendaustausch und die Wahrung der Menschenrechte und die Ablehnung diktatorischer Gesellschaftsvorstellungen.

Jubelnde DJOler_innen schwenken ihre Fahnen

Bild: Banner der Sudetendeutschen Jugend

Jubelnde DJOler_innen schwenken ihre Fahnen

Bild: Schminken bei den Deutsch-Tschechischen Jugendkulturtagen in Taus (Tschechien), 1992

Als sich bald darauf die Wiedervereinigung Deutschlands abzeichnete, suchten Mitglieder des JDR Kontakte in der Bundesrepublik. Bald hatten sich vereinzelte Verbindungen zwischen Mitgliedern des JDR und der djo – Deutsche Jugend in Europa¹ ergeben, die schließlich im September 1990 zum Zusammenschluss der beiden Vereinigungen führte. Der JDR behielt dabei seine Eigenarten und Verbandsstrukturen bei. Noch heute ist deshalb der Name des Jugendbundes Deutscher Regenbogen Bestandteil der Landesgruppen Berlins und Brandenburgs.

Der Fall des Eisernen Vorhangs hatte auch über die deutsche Wiedervereinigung hinaus Bedeutung für den Verband. Unter anderem konnten nun die seit den 70er Jahren geforderten Austauschprogramme mit Jugendlichen in den ehemaligen deutschen Gebieten und darüber hinaus weitere Reisen über die vormals geschlossenen Grenzen organisiert werden. Mit der Grenzöffnung kamen auch mehr deutsche (Spät-)Aussiedler_innen aus den ehemaligen Ostblockstaaten in das wiedervereinigte Deutschland. Der Verband sah seine Aufgabe in der Jugend- und Sozialarbeit mit den jungen Spätaussiedler_innen, aber auch in der Werbung und Aufklärung in der bundesdeutschen Gesellschaft, um Vorurteile und Ressentiments gegen die neu in Deutschland eingetroffenen Aussiedler_innen abzubauen

Bild: Mitglieder der Gruppe Polonia in Bayern, 1996

Die djo schloss sich nach der staatlichen Vereinigung der Bundesrepublik mit der DDR im Jahr 1990 mit einigen Jugendverbänden aus der ehemaligen DDR zusammen. In dieser Zeit erklärte die djo – Deutsche Jugend in Europa ihren Austritt aus dem Bund der Vertriebenen (BdV), da man revanchistische Tendenzen des BdV ablehnte, der beispielweise eine Unterschriftenkampagne für eine Volksabstimmung über die »deutschen Provinzen Schlesien, Oberschlesien, Ostbrandenburg, Pommern, Ostpreußen und Westpreußen… ob die Gebiete zu Deutschland, zu Polen bzw. zur Sowjetunion oder zu einem neuen europäischen Territorium gehören sollen“ führte.

Bild: Aufkleber „Europa wählt“

Bild: 15. Musische Bundesspiele

¹ Ohne Angaben von Gründen schrieb sich die djo – Deutsche Jugend in Europa folglich klein.

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