Vergangene Woche war die djo – Deutsche Jugend in Europa mit einem eigenen Fachformat beim 18. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag (DJHT) in Leipzig vertreten. Unter dem Titel Solidarität und Vielfalt stärken: Handlungskonzepte für Jugendverbände angesichts wachsender rechtsextremer und rassistischer Parteien
kamen Vertreter_innen aus unseren Landesverbänden Sachsen und Sachsen-Anhalt mit vielfältigen Akteur*innen der Jugend(verbands)arbeit – von lokalen Träger*innen bis hin zum Deutschen Bundesjugendring sowie weiteren Engagierten – ins Gespräch. In einem partizipativen Fishbowl-Format diskutierten wir über aktuelle Herausforderungen, notwendige Veränderungen und gelungene Praxisbeispiele aus der Jugend(verbands)arbeit.
Im Zentrum stand die Frage, wie junge (post)migrantische Jugendorganisationen unter zunehmend schwierigen Bedingungen handlungsfähig bleiben und besser unterstützt werden können. Denn der Rechtsruck in vielen Regionen, die Bedrohung durch extrem rechte Strukturen und ein wachsender Druck im politischen Raum gefährden nicht nur die Arbeit, sondern auch die Sicherheit von Ehrenamtlichen. Öffentliche Gelder werden gekürzt, Engagement wird unter dem Vorwand der „Neutralität“ delegitimiert, junge Menschen werden von Mitbestimmung ausgeschlossen – gerade in Ostdeutschland beobachten wir eine alarmierende Entwicklung.
In der Fishbowl saßen Tanja Rußack (Geschäftsführende Jugendbildungsreferentin djo-Sachsen-Anhalt) und Mohammad Mohammad (Jugendbildungsreferent djo-Sachsen) sowie zu Beginn Marius Lüdicke (Geschäftsführer der djo – Deutsche Jugend in Europa). Die Fishbowl ist eine Diskussionsmethode, bei der einige Personen im inneren Kreis aktiv diskutieren, während die übrigen im äußeren Kreis zuhören und bei Bedarf Plätze tauschen können. Moderiert wurde das Gespräch von NiNa Reichert (Referentin für Kulturelle Jugendbildung & Verbandsentwicklung in der djo-Bundesgeschäftsstelle).
Einige zentrale Impulse aus der Diskussion machten deutlich, wie vielfältig die Herausforderungen, aber auch die Handlungsansätze in der (post)migrantischen Jugend(verbands)arbeit sind. So wurde unter anderem thematisiert, wie Fördermittel gerechter und bedarfsgerechter vergeben und deren Wirksamkeit geprüft werden können. Auch die Rolle zivilgesellschaftlicher Netzwerke wurde betont – gerade dann, wenn staatliche Strukturen nicht mehr greifen oder unter politischem Druck stehen. Mohammad Mohammad stellte dahingehend auch fest: „Wenn sich Communities bedroht fühlen, wächst ihre Solidarität. Diese Kraft müssen wir stärken.“
Ein weiterer Fokus lag auf der Notwendigkeit, Demokratieförderung und insbesondere Medienkompetenz stärker in der schulischen Bildung zu verankern. Angesichts rechtsextremer Inhalte und Codes, die sich über Plattformen wie TikTok verbreiten, braucht es neue, kreative und niedrigschwellige Ansätze. Erwähnt wurde auch die Möglichkeit eines Parteiverbotsverfahrens gegen verfassungsfeindliche Organisationen – mit dem Hinweis, dass dies zwar keine Haltungen verändere, aber rechte Strukturen schwächen und ihnen finanzielle Ressourcen entziehen könne. Diskutiert wurde zudem die Frage nach Diversität in Gremien: Es geht darum, (post)migrantische Perspektiven nicht nur zu „berücksichtigen“, sondern ihre Vertreter*innen aktiv in Entscheidungsprozesse einzubeziehen und ihnen Verantwortung zu übertragen. Tanja Rußack machte deutlich: „Wir müssen migrantischen Jugendgruppen nicht nur zuhören – wir müssen Verantwortung abgeben und ihre Stimmen weitertragen.“
Ein zentraler Tenor zog sich durch das Gespräch: „Wir können uns Verzweiflung nicht leisten.“
Gerade jetzt – im Angesicht von Bedrohung und Rückschritten – braucht es Mut, Solidarität und entschlossenen Einsatz für demokratische, vielfältige Jugendverbandsarbeit. Die djo – Deutsche Jugend in Europa wird diesen Weg gemeinsam mit jungen Menschen weitergehen – laut, sichtbar und solidarisch.
Der 18. Deutsche Kinder- und Jugendhilfetag (DJHT) in Leipzig war mit über 30.000 Besucher*innen der größte Kongress seiner Art in Europa und bot Raum für Austausch, Vernetzung und zukunftsweisende Impulse. Unter dem Motto „Weil es ums Ganze geht: Demokratie und Teilhabe verwirklichen!“ standen drei Tage lang die Perspektiven junger Menschen und die Stärkung der Kinder- und Jugendhilfe im Mittelpunkt.