Junge Menschen sitzen in einem Raum an Tischen und heben Stimmzettel in die Luft

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27. Juli 2021
Der lange Weg zur angemessenen Förderung der MJSO

Mit der Verabschiedung des Bundeshaushalts 2018 erhielten die Migrant_innenjugendselbstorganisationen (MJSO), die innerhalb der djo – Deutsche Jugend in Europa organisiert sind, endlich die finanzielle Mindestausstattung zum Erhalt und Ausbau ihrer bundesweiten Strukturen, die jahrelang von Vertreter_innen unseres Verbandes gefordert wurde. Ein großer Erfolg, aufgrund dessen wir hier einen Blick zurückwerfen.

Am Anfang stand die Zeisigsteiner Erklärung, mit der 1999 die Interkulturelle Öffnung des Verbands auf den Weg gebracht wurde. Der Kerngedanke dabei war, den Verband für alle jungen Zuwanderer_innen zu öffnen und ihnen dessen Strukturen und Erfahrungen zur Verfügung zu stellen.

Wichtige Schritte auf dem Weg der Interkulturellen Öffnung waren die Beitritte der vier MJSO. Am Anfang stand der Beitritt von JunOst 2003. Bereits 2004 wurde mit KOMCIWAN, einer der ältesten MJSO in Deutschland, die 2018 ihr 30-jähriges Jubiläum feierte, eine weitere MJSO Mitglied in der djo – Deutsche Jugend in Europa. Nach dem Beitritt von AJM 2006 folgten mehrere Jahre der innerverbandlichen Konsolidierung. Erst 2014 trat Amaro Drom dem Verband bei, nachdem die gemeinsame Zusammenarbeit bereits seit 2011 über ein Kooperationsabkommen intensiviert worden war.

Begleitet wurden diese Entwicklungen immer auch von großen finanziellen Herausforderungen: Die ausschließliche Ehrenamtlichkeit der MJSO verhinderte lange Zeit einen kontinuierlichen Strukturaufbau und -ausbau und führte so dazu, dass sie in der Jugendverbandsarbeit und der Förderlandschaft unterrepräsentiert waren. Mit mangelnden Ressourcen war es ihnen wiederum kaum möglich, eine Förderfähigkeit überhaupt zu erreichen. Gleichzeitig wurden ihre Jugendarbeit und ihr Engagement von politischer Seite zwar positiv bewertet, ohne dass aber lange Zeit der Wille erkennbar war, sie auch angemessen auszustatten. Schon 2008 betonte Hetav Tek, damals Bundesvorsitzende von KOMCIWAN, bei der Abschlusspräsentation des djo-Jugendsymposiums „Berliner Runde“: „Solange die Ressourcen ungleich verteilt sind, kann man nicht von Chancengleichheit zwischen den klassischen Jugendverbänden und den Migrantenjugendorganisationen sprechen. Insofern fühlen wir uns bislang benachteiligt.“ Auch in den Folgejahren setzte sich die djo – Deutsche Jugend in Europa im Rahmen zahlreicher Gremien, Projekte und Aktionen dafür ein, MJSO einen gleichberechtigen Platz im jugendpolitischen Bereich zu verschaffen, nicht zuletzt mit Blick auf die entsprechenden Förderinstrumente auf Bundesebene.

Ein entscheidender Schritt in diese Richtung gelang erst mit dem vom BMFSFJ geförderten Modellprojekt „Jugend 2014 – Migrantenjugendorganisationen als Akteure der Zuwanderungsgesellschaft“ in Trägerschaft des djo-Bundesverbands. Flankiert von weiteren Maßnahmen bildete die Einrichtung von Geschäftsstellen der MJSO mit einer hauptamtlichen Geschäftsführung in Teilzeit den Kern des Projekts. Damit konnten sie eine zentrale, verbandliche Koordination zum Aufbau und zur Weiterentwicklung bundesweiter Strukturen etablieren und ein Mindestmaß an Außenrepräsentation gewährleisten.

Indem die aufgebauten Strukturen mittels einer 2015 einsetzenden Regelförderung über den Kinder- und Jugendplan des Bundes verstetigt wurden, konnte das Projekt langfristige Wirkung entfalten und ein wichtiges jugendpolitisches Signal setzen. Dennoch blieben die MJSO mit Geschäftsstellen, die mit einer einzigen hauptamtlichen Kraft in Teilzeit besetzt waren, weiterhin klar finanziell und strukturell gegenüber etablierten Jugendverbänden benachteiligt.

Mit der angemessenen Grundförderung auf Bundesebene konnte hier 2018 eine wichtige Entlastung und ein wichtiger Meilenstein in dem Prozess erreicht werden, der vor fast zwanzig Jahren innerverbandlich initiiert wurde. „Durch die Erhöhung der Grundförderung“, so Ninwa Yonan von AJM, „wird die wichtige Arbeit von MJSO anerkannt, gewürdigt und ein solides Fundament für unsere nachhaltige Weiterarbeit geschaffen.“ Darüber hinaus unterstützt die djo – Deutsche Jugend in Europa weiterhin die aktuellen Bestrebungen der MJSO, auch auf kommunaler und Landesebene eine verlässliche Förderung zum Aufbau nachhaltiger Strukturen und zur gleichberechtigen Teilhabe im Jugendverbandsbereich zu erhalten.

 

Sarah Hanke / Referentin für Integrationsarbeit

 

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