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30. Mai 2016
Für ein friedliches und vielfältiges Europa! – Die Berliner Thesen der djo – Deutsche Jugend in Europa

Am 61. Bundesjugendtag der djo-Deutsche Jugend in Europa, der im April dieses Jahres in Berlin stattfand, diskutierten fast 100 Delegierte und Gäste über Menschenrechte, Zuwanderung sowie gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und beschlossen daraufhin die „Berliner Thesen“, ein richtungsweisendes Grundsatzpapier. Unser Verband bezieht damit vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen Position, insbesondere in Hinblick auf die Arbeit mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen:

Mehr als 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und über ein Vierteljahrhundert nach Beendigung des Kalten Kriegs stellt die djo-Deutsche Jugend in Europa fest, dass der Einsatz gegen kriegerisches Handeln und damit gegen Flucht und Vertreibung oberstes Ziel unseres politischen Handelns bleiben muss. Seit der Gründung der djo-Deutsche Jugend in Europa war die Aufnahme und Unterstützung junger Menschen, die dazu gezwungen sind ihre Heimat aus unterschiedlichsten Gründen zu verlassen, das Kernanliegen unseres Verbandes. So ist es originäre Aufgabe der djo-Deutsche Jugend in Europa zusätzlich zur Arbeit der bestehenden Mitgliedsverbände die jungen Menschen, die gegenwärtig neu in Deutschland ankommen, zu unterstützen.

Wir registrieren mit großer Sorge, dass nationale Lösungsansätze und Hegemoniebestrebungen in Krisenzeiten wieder die Oberhand gewinnen und mühsam erarbeitete Errungenschaften der Europäischen Union, wie Freizügigkeit und überstaatliche Solidarität, leichtfertig in Frage gestellt werden. Nie hätten wir gedacht, dass Fremdenhass und Rassismus in Europa wieder salonfähig werden könnten. Diesen Entwicklungen gilt es auf allen Ebenen entschieden entgegen zu treten. Wir stehen ein für ein geeintes, demokratisches und friedliches  Europa in Vielfalt.

These 1: Für ein friedliches und geeintes Europa
Die djo-Deutsche Jugend in Europa bekennt sich zur Charta der Heimatvertriebenen aus dem Jahr 1950 in ihrem historischen Kontext, die für den Gründungsgedanken unseres Verbandes prägend war. Ihre Forderung nach einem friedlichen und geeinten Europa in Freiheit und neue Formen der Zusammenarbeit über Grenzen hinweg zu finden sind für uns weiterhin eine drängende Verpflichtung.

These 2: Frieden als Voraussetzung
Ein geeintes und friedliches Europa wird nur möglich sein, wenn auch in den Nachbarländern Europas Frieden herrscht. Somit liegt in dem Engagement für die Lösung von Konflikten und dem Abbau von Vorurteilen und Spannungen auch außerhalb Europas eine besondere Aufgabe.

These 3:  Zuwanderung gestalten
Es ist damit zu rechnen, dass die Zuwanderungsbewegung nach Europa und innerhalb Europas andauern wird. Es müssen legale Wege für Flüchtende gefunden und Zuwanderung nach Deutschland und in die Europäische Union entsprechend gestaltet werden. Denjenigen, die hier ihren Lebensmittelpunkt gefunden haben, muss ein selbstbestimmtes und langfristig sicheres Leben ermöglicht werden.

These 4: Ankommen gestalten
Die in der djo-Deutsche Jugend in Europa zusammengeschlossenen Gruppen und Verbände teilen die Erfahrung von Migration und Integration in eine vorerst fremde Mehrheitsgesellschaft. Die   Zuwanderung nach Deutschland und Europa erfordert den Aufbau angemessener Strukturen zur Unterstützung der Zugewanderten. Dazu gehören insbesondere Möglichkeiten der Selbstorganisation, der politischen Teilhabe und Interessenvertretung.

These 5: Kulturelle Identität
Die Möglichkeit, kulturelle Identität entdecken und entfalten zu können, ist eine wesentliche Voraussetzung für eine selbstbestimmte Lebensweise und auch für ein friedliches gesellschaftliches Miteinander in Deutschland und Europa. Durch unsere Arbeit wollen wir junge Menschen darin bestärken, ihre kulturelle Identität auszubilden und gleichzeitig den Austausch zwischen unterschiedlichen Kulturen unterstützen.

These 6:  Vertrauen entwickeln 
In einem Europa mit unterschiedlichen Gesellschaftsformen, Kulturen und sozialen Bindungen Vertrauen aufzubauen und neue soziale und politische Formen des Miteinanders zu entwickeln ist eine wichtige wie langfristige Aufgabe. Diesen Prozess wollen wir durch unsere verbandliche Arbeit nachdrücklich mitgestalten.

These 7: Europa der Vielfalt stärken
Im Rahmen unseres Engagements für ein Zusammenwachsen Europas setzen wir uns für ein Europa der Vielfalt ein, in dem der positive Wert von Diversität, Kultur, Tradition und Sprache hervorgehoben wird und die Existenz aller ethnischen Gruppen garantiert ist.

These 8: Reisefreiheit sichern 
Die Reisefreiheit und zunehmende Mobilität in Europa ist eine wichtige Grundvoraussetzung für Austausch und Begegnung. Der Kontakt zwischen den Menschen sowie die stärkere gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Vernetzung auf europäischer Ebene sind Grundlage für Frieden. Wir werden uns weiterhin mit unseren internationalen Partnern verstärkt für die Erleichterung des Reisens und bessere Bedingungen für den Jugendaustausch in und außerhalb Europas einsetzen.

These 9: Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit entgegentreten
Aufgrund der leidvollen Erfahrungen mit der zerstörerischen Kraft von Nationalismus, Xenophobie und Chauvinismus wendet sich unser Verband energisch gegen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Der Abbau und die Prävention von Vorurteilen und Rassismen sind wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit und zielen auf die Anerkennung kultureller Vielfalt als Grundfeste unserer Gesellschaft ab.

These 10: Zusammenarbeit in Europa gestalten
Auf Grundlage der Gleichberechtigung und der Zusammenarbeit stellt unser Verband fest, dass nationale Lösungsansätze und Hegemoniebestrebungen keine geeigneten Mittel zur Lösung gesamt-europäischer Probleme sind. Um die großen europäischen Ziele wie Friedenssicherung, Verwirklichung der Menschenrechte, Abrüstung, Umweltschutz, soziale Gleichheit und Reisefreiheit sowie Abbau von Arbeitslosigkeit erreichen zu können, bedarf es der Zusammenarbeit aller Staaten und Menschen in Europa.

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