Illustration von zwei Menschen, die sich gegenübersitzen. Eine Person ist of Colour und sitzt in einem Rollstuhl.

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25. Januar 2023
Interview mit Anne Gersdorff & Lilian Masuhr – Diversitätssensible Öffentlichkeitsarbeit

Für die Ausgabe unserer Verbandszeitschrift der PFEIL von Dezember 2022 mit dem Thema „Diversitätssensible Jugendverbandsarbeit“ haben wir ein Interview mit Anna Gersdorff und Lilian Masuhr aus dem Verein Sozialheld*innen geführt, die uns darin einen Einblick in diversitätssensible Öffentlichkeitsarbeit geben.

Wer seid ihr und was macht ihr?

Wir sind Anne Gersdorff und Lilian Masuhr aus dem Verein Sozialheld*innen. Anne ist Referentin und Workshopgeberin im Projekt JOBinklusive.org, das die Arbeitsmarktsituation für Menschen mit Behinderungen verbessern möchte. Lilian ist Leiterin der Akademie des Vereins, die Fortbildungen und Workshops rund um inklusive und barrierefreie Kommunikation für Unternehmen und Organisationen anbietet. Im gemeinnützigen Verein Sozialhelden
e. V. setzt sich ein interdisziplinäres und diverses Team mit und ohne Behinderung seit über 17 Jahren für die Belange von Menschen mit Behinderungen sowie für mehr Teilhabe und Inklusion ein. Als Expert*innen in eigener Sache arbeiten sie in politischer Kampagnenarbeit und Entwicklung barrierefreier Anwendungen und verbinden das Know-how der Technologie- und Medienbranche mit sozialen Themen. Innovative Ideen und eine gute Portion Humor haben sich dabei als erfolgreich erwiesen: Das Team wurde unter anderem mit dem Deutschen Engagementpreis, dem Deutschen Bürgerpreis, dem World Summit Award, Smart Accessibility Award und dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet.

Euer Fokus liegt auf Menschen mit Behinderungen. Wie stark denkt und arbeitet ihr intersektional?

Wir haben viele Projekte, die in erster Linie an den Abbau von Barrieren für Menschen mit Behinderungen gerichtet sind. Viele Barrieren betreffen aber auch andere Menschen. Unser Projekt Wheelmap zeigt rollstuhlgerechte Orte auf einer Landkarte an — von rollstuhlgerechten Orten profitieren auch Familien mit Kinderwagen, ältere Menschen und Reisende mit schweren Koffern. Unser Projekt Gesellschaftsbilder zeigt in der Mehrzahl Fotos von Menschen mit Behinderungen auf Augenhöhe. Aber es heißt ja “Gesellschaftsbilder” und so kommen ständig neue Bilder von Menschen mit anderen Vielfaltsmerkmalen hinzu. Wir bieten auch Fotografie-Workshops an, in denen geübt wird, Menschen diskriminerungssensibel und klischeefrei zu fotografieren, beispielsweise Menschen mit Migrationsgeschichte und aus der LSBTQI+-Community. In unserem Team arbeiten Menschen mit verschiedensten Hintergründen und jene aus Gruppen, die oft diskriminiert werden, in Leitungspositionen (CEO, Projektleiter*innen). Wir wissen jedoch, dass auch wir noch viel dazulernen können.

Welche Angebote habt ihr im Bereich Öffentlichkeitsarbeit?

Wir geben Workshops zur Medienkompetenz: Wie schreibe ich eine Pressemitteilung, wie einen Newsletter? Wie bespiele ich meine Social Media Kanäle, z.B. Instagram und Facebook? Wie nutze ich Online-Werkzeuge, um mit meinem Team einen Projektplan zu erstellen und auch remote wirkungsvoll zu kommunizieren? Dabei ist uns die Perspektive wichtig, Barrieren abzubauen und Menschen mit Behinderungen immer einzubeziehen. Wir bieten Workshops zu “Barrierefreier Kommunikation” an, in denen die Teilnehmer*innen lernen, wie sie Bilder für blinde und sehbehinderte Menschen zugänglich machen, Texte in einfacher Sprache verfassen und Videos für schwerhörige und gehörlose Menschen übersetzen. Letztlich profitieren viele Menschen von barrierefreier Kommunikation.

Habt ihr ein paar Tipps zum Abschluss, wie Jugendverbände wirkungsvoll kommunizieren können?

Es macht Sinn, sich zu fragen: Was möchte ich mit einer Kommunikation erreichen? Und wer kann die verschiedenen Kanäle regelmäßig bespielen. Projekte brauchen starke Bilder, eine Kampagne braucht einen wirkungsvollen Slogan. Die Texte sollten verständlich und die Bilder erkennbar sein. Dabei helfen Tipps aus der barrierefreien Kommunikation.

Wird der Leitfaden für inklusives Campaigning noch fortgeführt?

Der Leitfaden ist erstmal abgeschlossen. Der Wissenstransfer darüber wie Barrieren Nr. 2 Dezember 2022 in der Kampagnenarbeit abgebaut werden können, läuft jedoch weiter. Wir geben mit der Sozialheld*innen Akademie fortlaufend Workshops für Vereine und organisieren Beratung für Unternehmen. Außerdem ist es auch ein dynamisches Thema: Wir lernen selbst ständig dazu, wo wir noch mehr Barrieren abbauen können, um mehr Menschen mit unterschiedlichsten Merkmalen und Ausgangssituationen einzubinden und zu erreichen.

 

Broschüreempfehlung: Wie lassen sich Kampagnen auf- und umsetzen? Worauf muss ich bei inklusiver Sprache, Bildern und Inhalten achten? Wie kann ich barriereärmer kommunizieren? Darum geht es in der informativen Broschüre von Campaign Boostcamp Deutschland in Kooperation mit der Aktion Mensch.

Zur gesamten PFEIL-Ausgabe gelangt ihr hier!

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