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22. Dezember 2022
BAMF-Projektschmiede – Ein Erfahrungsbericht von Theres du Vinage

Von Dezember 2021 bis Dezember 2022 führte der Bundesverband der djo – Deutsche Jugend in Europa in Kooperation mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) die Projektschmiede „Antrag, fertig, los!“ durch. Wir sind sehr glücklich verkünden können, dass das Projekt für die nächsten zwei Jahre verlängert wurde!

Hier könnt ihr den Erfahrungsbericht für die erste Phase der BAMF Projektschmiede der Projektleiterin Theres du Vinage nachlesen.

Was waren Deine persönlichen Highlights?

Heute, fünf Monate nach Antragsfrist würde ich sagen, dass es mein persönliches Highlight ist, die freudenschreienden Anrufe mit der Nachricht zu erhalten, dass die Förderzusage gerade angekommen ist. Rückblickend war es das physische Wochenende im WannseeFORUM, das im Frühsommer stattgefunden hat. Während der Schreibwerkstatt konnten wir am letzten Tag draußen unter der Sonne mit Seeblick arbeiten. Die Teilnehmenden schrieben in 40-Minutenslots an ihren Texten und zwischendurch – wenn der Wecker piepte – rannten wir raus, machten Yoga oder andere körperlichen Übungen, um neue Schreibenergie zu schöpfen. Aber eigentlich kann ich gar nicht DAS eine Highlight nennen, denn insgesamt hatten wir eine wirklich tolle Gruppenatmosphäre. Alle unterstützten sich gegenseitig, die Teilnehmenden liebten die kollegiale Beratung, lasen Texte – auch nach den Workshopwochenenden – voneinander gegen und gaben sich gegenseitig Feedback. Auch, wenn mal jemand verzweifelt war und dachte, dass sein/ihr Text nicht passt, boten wir einander kollegiale Beratung und Input an, sodass neue und interessante Ideen entstanden – dieser wirklich außerordentliche Zusammenhalt hat sich die ganze Zeit verstärkt und mich und die Teilnehmenden sehr berührt.

Was hat gut funktioniert?

Die Kollegiale Beratung und Unterstützung der Teilnehmenden untereinander hat wahnsinnig gut funktioniert! Eine der ersten Fragen, die sich die Teilnehmenden gegenseitig stellten war, warum ihr Projekt durchgeführt werden soll, was daran innovativ ist und warum ausgerechnet sie es durchführen sollten. Die Beantwortung dieser Fragen war für die Teilnehmenden gar nicht so leicht. Oftmals haben dann Vertreter_innen anderer Organisationen die Fragen für sie beantworten können, konnten ihre Stärken nochmals schärfen und sie in der Einmaligkeit ihrer Projektideen bestärken. Ich glaube, dass die Mischung aus Kreativ- und „Produktiv“-sein sehr geholfen und der Wechsel zwischen Input, Großgruppe, Kleingruppe inspiriert hat. Hier ein kleines kreatives Zeugnis: Der „BAMF-Fisch“, also die Sprache des BAMF, die für die Projektbeantragung nötig ist.

Was waren herausfordernde Situationen?

Ich empfand es manches Mal als einen ganz schönen Spagat, als alleinige Trainerin mit so vielen Fragen und Bedürfnissen gleichzeitig umzugehen. Als weiteren Spagat empfand ich die von uns ausgeschriebene „Niedrigschwelligkeit“ des Projektes und gleichzeitig die doch sehr hohen Anforderungen des BAMF. Eine weitere (und damit zusammenhängende) Herausforderung war der Umgang damit, dass sich für manche Teilnehmenden herausgestellt hat, dass es in ihrem Fall gar nicht sinnvoll war, einen BGZ-Großantrag zu stellen. Hier musste ein gesunder Umgang mit der Enttäuschung dieser Teilnehmenden gefunden und gleichzeitig motiviert werden, im besten Falle neue, passendere Fördermöglichkeiten anzugehen. Das schöne ist ja, dass die Projektschmieden nicht nur für das BAMF „fit machen“. Die Situation jetzt – dass „weniger etablierte Organisationen“ tatsächlich in Förderung kommen und ganz viel Unterstützungsbedarf hätten, aber nicht weiter von den Projektschmieden begleitet werden können, empfinde ich als sehr herausfordernd, vor allem in Bezug auf die Organisationen selbst. Generell anspruchsvoll empfinde ich meine Rolle als weiße Trainerin mit einem deutschen Pass, die sich dafür einsetzen möchte, mehr (post)migrantische Organisationen in Förderung zu bringen. Hier Bedarf es kritischer Reflexion, gern zukünftig auch zusätzlich von außen.

Was möchtest Du zukünftigen Trainer_innen gern mitgeben?

Ich würde zukünftigen Trainer_innen gerne mitgeben, dass sie dem Gruppenprozess vertrauen können. Natürlich muss einiges an Input, wie zu Finanzierungsplänen, Wirkungen, Projektmanagement etc. gut vorbereitet sein, gleichzeitig sollten wir Trainer_innen flexibel und auf spontane Veränderungen Vorort vorbereitet sein. Weiterhin glaube ich, dass es wichtig ist, sich als Trainer_in klarzumachen, dass wir nicht alles wissen müssen; die Gruppe hat sehr viel Wissen und das sollten wir würdigen und nutzen!  Ein ganz klares Votum dafür, was ich weitergeben möchte, ist die Kollegiale Beratung – die hat richtig gut funktioniert und kam bei den Teilnehmenden wahnsinnig gut an.
Vertreter_innen von Vereinen sollten ermutigt werden, zu zweit an den Veranstaltungen teilzunehmen, um möglichst viel mitzunehmen. So können sie zudem zu zweit denken und diskutieren und sich auch im Nachhinein noch austauschen. Auch die Trainer_innen sollten möglichst zu zweit anwesend sein, sodass für alle Teilnehmenden genug Kapazitäten vorhanden sind.
Ich hätte es schön gefunden, hätten wir uns von Anfang an physisch treffen können. Dennoch war ich erstaunt, dass die Online-Formate – dank Miro & Co – sehr gut funktioniert haben. Vor allem bei den Einzelberatungen und ggfs. bei den wöchentlichen Jour Fixe kann ich das Online-Format sehr empfehlen. Hier haben wir sowohl in der großen Gruppe als auch in Gruppenarbeitsprozessen in Form von Breakout Sessions gearbeitet.
Eine Projektschmiede hat eine_n „critical friend“ als Begleitung integriert, der – ganz kurz gefasst -kritisch auf Diversity-Aspekte und Diskriminierung schaut. Das möchten wir im nächsten Jahr aufnehmen, da es bestimmt für alle Projektschmieden sehr sinnvoll und bereichernd ist.


Das Interview würde von Manuel Sommer von IMAP GmbH geführt

Zur BAMF-Projektschmiede geht es hier.

 

 

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